La Grande Nation im Lockdown


«Lockdown» könnte sich zweifelsohne zum Unwort des Jahres 2020 entwickeln. Bei Wikipedia lesen wir, dass dabei eine Massen-Quarantäne gemeint ist, was gleichbedeutend ist mit Schliessung nahezu aller Geschäfte, öffentlicher Einrichtungen und Produktionsstätten. Somit kommen das öffentliche Leben, das Arbeitsleben und das Privatleben zum Stillstand, respektive werden massivst heruntergefahren.

Das kennen doch die Franzosen schon seit Jahren, nicht erst, als Noch-Präsident Emmanuel Macron am 16. März 2020 beim Lockdown «nous sommes en guerre» den Kriegszustand ausgerufen hat. In Frankreich existiert nämlich seit Jahren ein immer wiederkehrender c-loser Lok-Down, in dem die Lokomotivführer und das Zugspersonal streiken. Dass es dabei um ein uraltes Gesetz aus dem Zeitalter der Dampflok geht, weiss kaum noch jemand. Die Eisenbahner erhielten nämlich Extra-Prämien für die Arbeit in schmutzigen, stinkenden und rauchenden Kohletendern, und das auch im einundzwanzigsten Jahrhundert noch. Und genau diese Schmutzzulagen wollte der französische Präsident streichen, doch nicht nur das, er wollte auch die Freifahrten der ganzen Bähnler-Familien, Schwiegereltern miteingerechnet, und die sieben Wochen Ferien streichen. Das 111-jährige Gesetz setzt auch das Pensionsalter 52 der Lokomotivführer fest.

Die 150’000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der französischen Staatsbahnen SNCF können nicht einmal zur Hälfte mit ihren Sozialbeiträgen finanziert werden, so dass der Staat mit Milliarden von Euros einspringen muss. Es ist gut zu verstehen, dass sich die Bähnler nicht einfach aus dem Schlaraffenland in die Pariser Vorstädte, Banlieus genannt, umsiedeln lassen. Präsident Macron dürfte diesen wiederkehrenden Lokdown-Streit nicht zuletzt wegen dem sich auflösenden Lockdown am Schluss gewinnen, doch wird sich einmal mehr die soziale Sprengkraft der Grande Nation zeigen.

Unser typisches, sich über Jahrzehnte bewährtes, Verhalten wäre eigentlich antizyklisch, also dem Strom entgegen schwimmen. Das hiesse für unsere erste Reise an die Côte d’Azur nach dem Lockdown ein öffentliches Verkehrsmittel an Stelle des Automobils nehmen. Wussten Sie übrigens, dass das Wort Automobil aus dem Französischen stammt, in dem es sich am Ende des 19. Jahrhunderts um einen selbstbewegenden Wagen, genauer um eine mit Pressluft betriebene Strassenbahn, handelte. Doch erstens ist mit weiteren Lok- und Lockdowns zu rechnen, und zweitens wurde der 1886 von Carl Benz erfundene Verbrennungsmotor immer weiter entwickelt, so dass wir beabsichtigen, mit unserem rein elektrischen Mercedes-Benz die wieder gewonnene Mobilität zu feiern. Und mit ihren automatischen Spurhalte- und Notbremssystemen sowie den integrierten Geschwindigkeitsbeschränkern kommen die modernen Autos dem ursprünglichen Begriff des selbstbewegenden Automobils sehr nahe. Wir besteigen demzufolge und keineswegs antizyklisch weder die SBB noch die SNCF, und schon gar nicht Easy Jet oder Swiss, sondern ganz einfach, der Corona-Norm entsprechend, das Privatauto, garantiert Infektions- und Virenfrei. Bei der zunehmenden Computerisierung der Autos habe ich allerdings viel mehr Phobien vor solchen IT-Viren als vor chinesischen Fledermäusen oder dänischen Nerzen; denn erstens würde mich der fehlgesteuerte Autopilot an die Wand fahren, und zweitens sind mittlerweile auch die lebenden Viren, Corona, SARS, Ebola, HIV, Hepatitis und wie sie alle heissen, durch ihre künstliche Reproduzier- und Manipulierbarkeit so enorm Computervirus-anfällig geworden, dass Virologen und Epidemiologen wie Pilze aus dem Boden schiessen und ihre Horrorszenarien den Politikern und somit uns als Fussvolk unterjubeln können. Dank dieser mit Masken vorgetragener Volkspredigten sind die angeblich Virus-belasteten, öffentlichen Verkehrsmittel mittlerweile garantiert Personen-frei geworden. Es lebe das Auto-fahrende Fussvolk!