Watergate


Was kommt Ihnen beim Wort «Watergate» in den Sinn? Vermutlich wie mir eine amerikanische Staatsaffäre unter Präsident Nixon, im Prinzip ein Waterloo der amerikanischen Demokratie. Und «Waterloo» bedeutet eine katastrophale Niederlage respektive der Untergang eines ganzen Reichs, wie es auch Napoleon erleben musste. Watergate kann jedoch auch etwas extrem Positives sein, das eine immer wiederkehrende Schlacht gegen sich ausdehnendes Wasser gewinnen lässt. Sowohl Watergate als auch Waterloo lassen aber neben der amerikanischen Regierung und dem niederländischen, heute belgischen, Kriegsschauplatz auch daran denken, was ein einziger machtbesessener Mensch für Erbschaften hinterlässt, die bis jetzt gültige, folgenschwere Konsequenzen mit sich bringen. Doch alles der Reihe nach, auch wenn Aussagen eines medizynischen Nichthistorikers zur Vorsicht mahnen.

Zur Aufarbeitung des zweihundertsten Todestags von Napoleon wage ich einen kleinen Rückblick. Waterloo war die endgültige Niederlage in der letzten Schlacht des französischen Kaisers Napoleon, mit familiärem Namen Bonaparte genannt. Offenbar hat er den definitiven Sieg gegen das englische Heer unter General Wellington 1815 einfach verlauert, was dem hervorrgenden Feldherrn in seiner Blütezeit am Ende des achtzehnten Jahrhunderts nie passiert wäre. Und wie so oft bei folgenschweren Ereignissen, spielte das Klima eine entscheidende Rolle. Ähnlich wie Hitler bei seinem Russlandfeldzug 127 Jahre später durch Schnee und Eis entscheidend gebremst wurde, und kein Sturm auf Moskau möglich war. Wären solche machtgierigen Despoten wie Napoleon, Hitler und noch viele andere mehr nicht durch extreme Klimaveränderungen besiegt worden, gäbe es heute wohl gar keine Klimaaktivisten, da sie ihr fundamentalistisches Leben an einem, zum Überleben erforderlichen Arbeitsplatz oder gar auf einem richtigen Schlachtfeld eingebüsst hätten, statt irgendwelche Strassenbarrikaden zu errichten, von denen sie «friedlich» immer wieder von neuem weggetragen werden.

Eigentlich verpasste es das französische Heer in Waterloo, die schon besiegten Engländer noch weiter zu verfolgen und definitiv zu vernichten, offenbar ging es auch gegen die den Engländern zu Hilfe eilenden Preussen gleich, in dem Letztere einen geordneten Rückzug antreten konnten. Der entscheidende Angriff gegen die sich verteidigenden Engländer musste wegen starken Regens um einige Stunden verschoben werden, erst dann konnte Napoleon seine Kanonen in die richtige Stellung bringen. Möglicherweise war aber Wellington einfach schlauer und wartete, bis die Preussen eine definitive Angriffswelle von hinten gegen das übermüdete französische Heer führten. Nach dieser Niederlage wurde Napoleon auf die englische Insel St. Helena verbannt, wo er sechs Jahre später zweiundfünfzig-jährig, also genau vor 200 Jahren, an einem Magencarcinom starb. Vermutlich hatte Napoleon schon immer Magenprobleme, da seine rechte Hand im Kittel nicht nur seine vornehme Haltung ausdrückte, sondern er möglicherweise schon jahrelang seinen schmerzenden Magen gehalten hat, heute würde er einfach einen Säureblocker schlucken.

Wie konnte es eigentlich sein, dass Napoleon 1814 nach seiner Niederlage in der Schlacht bei Leipzig und seiner vom Senat erzwungenen Abdankung und Rückzug auf die Insel Elba ein solches Comeback feiern konnte, um sich selbst nochmals als Kaiser ausrufen zu lassen? Dies ist der historische Moment der «Route Napoléon», als Napoleon im Frühjahr 1815 von Elba herkommend in Golfe-Juan neben Antibes landete und via Grasse und Sisteron in einem Gewaltmarsch von nur sieben Tagen die 335 Kilometer nach Grenoble und anschliessend nach Paris zurücklegte, und sich ein immer grösser werdendes Heer ihm anschloss. Nachdem er sich schon 1804 in der Kirche Notre-Dame zum Kaiser krönen liess, kehrte er als sogenannter 100-Tage-Kaiser zurück, um kurz danach in Waterloo definitv unterzugehen, so nebenbei mit fünfzigtausend Toten.

So wie Napoleon die Entscheidung von Waterloo verpassste, ging es übrigens dem Kanton Graubünden, damals schon aus drei Bünden bestehend, der vierte Bund sollte aus Veltlin, Bormio und Chiavenna bestehen. Leider kamen die von Napoleon verlangten Gesandten aus Graubünden wegen interner Streitereien und Intrigen nie bei ihm an, und als die letzten Daten und Ultimaten verstrichen waren, wurden diese Gebiete definitiv der Cisalpinischen Republik zugeordnet an Stelle von Graubünden. Schade um die flüssige Sonne und wie die feinen Veltliner auch immer heissen. Nach diesem kurzen historischen Exkurs zurück nach Waterloo. Sie erinnern sich vielleicht an meine in Band 2 beschriebenen Überschwemmungen in Südfrankreich und speziell auch in Mandelieu 2015 mit Dutzenden von Toten. Nach sechs Jahren rezidivierender Überschwemmungen wird jetzt endlich und hoffentlich definitiv gehandelt, so dass ein Untergang à la Waterloo, oder ein gelbes U-Boot wie von den Beatles in Yellow Submarine so wunderschön besungen, nicht mehr möglich sein werden. Grösstenteils auf Staatskosten werden sogenannte Batardeaux als Wassersperren eingerichtet, so dass Wasser weder in die Keller noch in die Garagen eindringen kann. Bei den Einfahrten in die Tiefgaragen werden grosse, im Notfall aufklappbare, Tore montiert. Und raten Sie mal, wie diese Tore respektive der definitive Schutz vor Waterloo offiziell heissen: Watergate!