Wer unseren Goldi kennt oder eher gekannt hat, da er mittlerweile zum zweiten Mal und definitiv in den Hundehimmel gesprungen ist, weiss, wie wenig dieser Kinder- und nahrungsliebende Hund mit etwas Bösartigem, méchant genannt, zu tun hat. Als très méchants wurden jeweils wir bezeichnet, wenn wir mit ihm eine Velotour unternommen haben, und der nebenher rennende Hund auch noch bellen und an jedem zweiten Baum schnüffeln konnte, was jeweils von den selbsternannten Tierschützern als Tierquälerei bezeichnet wurde. Heutzutage wäre wohl eine Anzeige wegen Tierquälerei unvermeidlich, doch hätte die tatsächliche Tierquälerei darin bestanden, wenn der Goldi nicht hätte mitkommen dürfen; denn er flippte jedesmal beinahe aus, sobald wir die Fahrräder bereit stellten.
Es handelte sich bei Goldi übrigens um einen Mischling, wahrscheinlich zwischen einem hellen Labrador und einem Appenzeller Bless, der aber von unserem ersten konsultierten Tierarzt ohne jegliche Wertschätzung als «Metzgerhund» bezeichnet wurde, da früher diese Rasse, auch Toggenburger Bless genannt, für Fleisch- und andere Transporte vor einen Karren gespannt wurde. Dass unsere ganze Familie bei seinem ersten und seinem zweiten, definitiven, Abschied bittere Tränen weinte, hätten wir uns nie träumen lassen. Der erste Abschied war übrigens ein Steinleiden, jedoch nicht etwa ein Nieren- oder Gallenstein, sondern ein Pfirsichstein, den dieser Vielfrass auf dem Kompost verschlungen hatte, und der dann quer im Darm liegend einen Darmverschluss, verbunden mit einer schweren Darmentzündung, verursachte. Da der Metzgerhund-Tierarzt eine Pankreatitis (Bauchspeicheldrüsenentzündung) diagnostizierte, und sogar der Allgemeinpraktiker, der normalerweise nur Menschen behandelt, die Fehldiagnose schnell realisierte, brachten wir den präterminalen Hund noch zu einem Tenniskollegen, der glücklicherweise von praktischer Tiermedizin einiges mehr verstand. Das angefertigte Röntgenbild zeigte den Stein, der anschliessend operativ entfernt wurde, so dass unser bis auf Haut und Knochen abgemagertes Familienmitglied dank Hafer- und anderer Süppchen wieder zu seiner alten Robustheit zurückfand und noch viele Jahre glücklich leben durfte.
Goldi hiess er übrigens, da unsere drei Kinder nach einem Einbruch in die Terrassenwohnung, bei dem unter anderem auch unser Goldschmuck gestohlen wurde, sich für einen Hund statt eine Alarmanlage entschieden haben. Dass der schriftliche Vertrag betreffs täglicher Hundespaziergänge schon nach einer Woche keine Gültigkeit mehr aufzuweisen schien, ist ein anderes Kapitel. Zum Glück gab es damals die KESB, unsere ach so beliebte Kinder- und Erwachsenen-Sch.….behörde noch nicht, sonst wären wir nicht nur mit dem Tierschutz, sondern wegen eines Arbeits-Vertrags mit Minderjährigen auch mit dieser Behörde im Clinch gelegen.
Doch allen Hundebesserwissern zum Trotz nahmen wir jeweils unseren Goldi auch mit in die Ferien nach Südfrankreich, zumal er fürs Leben gern Auto fuhr. Seine Autokarriere sah jedoch zu Beginn gar nicht danach aus, da er auch bei kurzen Fahrten erbrechen musste und überhaupt nicht mehr ins Auto steigen wollte. Zufälligerweise kam in dieser Phase der umgekehrten Peristaltik ein Medikamenten-Vertreter in die Praxis, der mir für meine Patienten ein Anti-Brechmittel so sehr empfohlen hatte, dass ich zuerst einen Tierversuch für indiziert hielt. Und seither erbrach sich unser Goldi nie mehr beim Fahren und stieg mit solch riesiger Freude jeweils ins Auto, dass er dies auch in fremde Autos tat, oder einmal sogar mit dem Bus selbständig ein paar Stationen weit fuhr. Selbstverständlich brauchte der Hund nur beim ersten Mal eine Tablette, um zu realisieren, dass er ja gar nicht erbrechen musste, und fortan medikamentenfrei jedes Fahrzeug besteigen konnte.
Erinnern Sie sich an die Geschichte mit dem Huissier und der zerstörten Wohnung? Genau in diesen Ferien konnte diese Schmutzlawine wieder in ein bewohnbares Domizil umgewandelt werden. Dies Dank grossartiger Mithilfe meiner langjährigen Praxisassistentin in der Funktion als Küchenrestauratorin und ihrem Ehemann als Sanitärinstallateur, auf Grund dessen Fachwissens aus der Brauereibranche wir die Badewanne und WC-Schüssel von ihrem Schmutz und der chronischen Inkontinenz befreien konnten. Zum Glück sind wir alle, inklusive meiner ebenso mit Spachtel und Besen bewaffneten Frau, Nichtraucher, sonst wäre wohl eine Staublunge unvermeidlich gewesen. Schon wieder wären wir im Clinch mit den Behörden gelegen, neben dem Tierschutz, der KESB und den Buskontrolleuren, wäre hier doch tatsächlich auch noch das BAG eingeschritten, unser Bundesamt für von ihnen jeweils selber bestimmte Gesundheit und deren Erhalt, die hätten sicher gleich noch eine Impfung gegen Küchenstaub erfunden oder die Grippeimpfung wegen der Staubviren für obligatorisch erklärt. Diese Wohnung ist also wieder saniert, und als letztes muss jetzt nur noch die Feder unten an der Haustüre repariert werden, als ich hinter der Haustüre stehend merkwürdige Geräusche von unserem Haus gegenüber höre. Gleichzeitig ruft meine Frau auf Schweizerdeutsch, «do will öpper ibreche!». Ich alleine gegen drei einbrechende Jungs, das wäre mir dann doch zu gefährlich. Zum Glück kommt mir Goldi, unser Labrazeller, in den Sinn, und dass er am meisten hasst, wenn die Hausglocke läutet. Nichts wie los zu den völlig verdutzten drei Jungs und an unserer Haustüre geläutet, als sofort unser Hund bellend die Treppe herunterrast, nur noch die geschlossene Haustüre dazwischen. Nach meinem «Attention, c’est un chien méchant» rasen die drei die Gasse rauf, das geschätzte Tempo würde etwa neun Sekunden auf hundert Meter entsprechen, sie wären also gleichschnell wie Usain Bolt gewesen. Und sie wurden seither nie mehr in der Nähe unseres Hauses gesehen!