Der Corona-Engadiner


Zweiundvierzig Kilometer für die Gesundheit oder doch nicht ganz? Im vorliegenden Fall macht die Gesundheit dem Marathon zu schaffen und liquidiert ihn gleich.

Kaum jemand hätte beim Wort «Corona» vor dem ominösen Januar 2020 an eine Krankheit gedacht, viel eher an eine Krönung respektive ein Jubiläum. Schaut man auf Wikipedia nach, tritt Erstaunliches zu Tage. Es handelt sich dabei nämlich nicht nur um eine mexikanische Biersorte, sondern auch um amerikanische Spionage-Satelliten, die vor rund fünfzig Jahren sowohl die Sowjetunion als auch China ausspionierten. Da deren Bilder noch nicht über Funk abhörsicher waren, wurden diese Satelliten nach erledigter Arbeit von einem Flugzeug wieder eingefangen, zur Erde zurückgebracht und ausgewertet.

Das tönt doch verblüffend ähnlich, wie ein auf einer Fledermaus haftender Virus eingefangen, auf die Erde zurückgebracht und anschliessend ausgewertet wird. Das könnte ja sogar der Beweis sein, dass uns die Chinesen um viele Jahre viraus sind. Dies ist zufälligerweise kein Schreibfehler; denn gezüchtete Labor-Viren sind weltweite Tatsachen und noch weit gefährlicher als Computer-Viren, die höchstens tödlich für eine Soft- oder Hardware sind. Labor-Viren greifen aber tatsächlich reales Leben an, werden weltweit gezüchtet, in Wuhan, aber auch in Bern, wo dank der gleichen Hefezellen, wie sie für Bier und Brot verwendet werden, das Virus-Genom identifiziert werden konnte, und somit Sars-CoV-2, also der aktuelle aggressive Corona-Virus, künstlich hergestellt und manipulierbar wurde. Zukünftige Kriege werden weder als Star Wars im Weltall, noch als alles zerstörende Atomkriege auf der Erde stattfinden, sondern als unheimlich ruhig verlaufende, lebensvernichtende Bio-Kämpfe aus dem Labor.

Dabei werden kleinere Massenveranstaltungen, wie sie auch ein Engadiner Skimarathon darstellt, nicht etwa wie im Jahre 2020 verboten, sondern zukünftig als Frischluft-Therapie verordnet. Doch wie kommt es, dass ausgerechnet dreissig Giubilaras und Giubilers des Engadiners diese Atemtherapie schon jetzt durchführen, und alle am Ziel in Zuoz einen überglücklichen und kerngesunden Eindruck machen? Giubilaras und Giubilers sind übrigens die «Verrückten», die schon vierzig oder mehr Engadiner absolviert haben, also Jubilare, zu denen sich der Autor auch zählt.

Und genau dieser Autor fährt am Datum des abgesagten Engadiners mit dem ÖV frühmorgens durchs angeblich verseuchte Schweizerland von St. Gallen ins Engadin. Dabei liest er vom «Coitus interruptus» des Opernhauses Zürich, das den Ballett-Abend «Nussknacker und Mausekönig» unmittelbar vor dem Beginn wegen des Coronaverdachts eines Tänzers absagt. Es sind also nicht nur chinesische Fledermäuse sondern auch Schweizer Mäuse, ja sogar Mausekönige, betroffen. Nach dem Genuss des, am Bahnhof St. Gallen gekauften, Cappuccinos mit Croissant versüssen sich auch noch die letzten Virusgedanken, zumal ich im Internet gerade lese, dass der wahre Held auf dem Corona-durchseuchten Ozeandampfer  Diamond Princess der Chefpatissier war, mit dem Motto «Lieber Tod durch Schokolade als durch ein Virus».

Im Nostalgie-Speisewagen ab Chur sehe ich keine Corona-Viren aber viele alte Coronariker, deren Lebensdauer wohl in nicht mehr allzu weiter Ferne eher durch ihre Herzkranzgefässe als ein Coronavirus eingeschränkt sein wird, da sie aus Pandemie-Angst nicht mehr zum Arzt gehen. Als einziger Passagier mit Langlaufskis komme ich mir etwas deplaziert vor. Bin ich denn jetzt eigentlich im richtigen Zug am falschen Tag oder am richtigen Tag im falschen Zug oder sogar am falschen Tag im falschen Zug?

In einer Push-Mitteilung vom Blick lese ich gerade, dass ein Grossteil der Bevölkerung dieses Jahr auf Auslandferien verzichtet. Und ausgerechnet in diesem Moment überschreite respektive überfahre ich mit der SBB nach Bad Ragaz den Rhein, wo im Mittelalter die Grenze zu den Drei Bünden lag. Da werden nicht romanische sondern römische Erinnerungen wach, an den Grenzfluss Rubikon, wo es gemäss Cäsars Worten kein zurück mehr gab. «Alea iacta est, der Würfel ist gefallen». Als Provinz-Statthalter Galliens überschritt Cäsar neunundvierzig vor Christus den Grenzfluss Rubikon, um in Rom Konsul zu werden. Den Grenzfluss Rubikon gibt es übrigens tatsächlich, er entspringt in der Nähe von Florenz und mündet bei Ravenna in die Adria. Und ausgerechnet heute, am Tag des Engadiners, wird die Grenze dicht gemacht, in dem die Lombardei als coronarisierte Grenze abgeriegelt wird!

Ein Zwischenhalt in Bergün, wo hundert Schlittler einsteigen, bringt den einzelnen, sich exotisch vorkommenden, Langläufer noch ganz in die Realität zurück. Schlitteln, eine Sportart mit sieben tausend Unfällen schweizweit pro Jahr, davon mindestens einer mit tödlichem Ausgang! Das tönt beinahe so gefährlich wie ein chinesischer Virus. Zu meinem Glück kennen die Schlittler das Hustenmittel Tossamin plus nicht, das auf meinem gesponsortem Skisack steht. Ich hätte einmal husten können, und der ganze Zugswagen wäre augenblicklich leer gewesen. Der Langläufer-Exote steigt dann in Samedan aus und trifft schon bald die Giubilaras und Giubilers, die voller Tatendrang die Langlaufskis anschnallen. Es handelte sich also doch noch um den richtigen Zug am richtigen Tag! Das «Wir-Gefühl» ist riesig, miteinander die Strecke nach Zuoz zu absolvieren. Noch nie gab es an einem Engadiner Skimarathon nur lobende und positive Worte. Kein Gedränge, kein Schubsen von allen Seiten, kein Stockbruch! Nur friedliche und lachende Gesichter, nicht nur bei unserer Gruppe. In den Abendnachrichten folgt die Meldung, dass sich weit über tausend Langläuferinnen und Langläufer an diesem Tag aufmachten, die ganze oder auch nur Teile der Marathonstrecke zu absolvieren. Eine Woche später wäre auf bundesrätliche Verordnung hin vermutlich die Polizei eingeschritten, um tausend Langlaufsport-Begeisterte der Verschwörung oder des staatlichen Ungehorsams zu bezichtigen. Doch statt einer Busse wird den Giubilaras und Giubilers am Ziel in Zuoz die Teilnehmer-Medaille 2020 des zweiundfünfzigsten Engadin Skimarathons umgehängt, dem unermüdlichen und initiativen Giubilers-Vorstand sei Dank!